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Lehrreicher Tag in Tétouan. Danke Waidi!
Wie versprochen holt uns Wajidhe, der junge Sicherheitsmann des Hafens, gegen Mittag am Schiff ab, um mit uns nach Tétouan zu fahren. Waidi, wie wir ihn nennen, möchte uns seine Stadt zeigen.
Ralph hat sich mit ihm während der letzten Tage viel unterhalten und so haben wir bereits einen guten Eindruck über das Leben hier in Marokko und vorallem, über die Situation junger Menschen erhalten. Vieles tut sich in diesem wunderschönen Land. Der Zugang zu Bildung steigt stetig. Inzwischen sind 40% der Hochschulabsolventen Frauen und die Wirtschaft wächst.
Dennoch ist es bis heute in Marokko so, dass ein guter Job meistens nicht durch Leistung, sondern durch gute Beziehungen zu bekommen ist. So bleiben gebildete junge Menschen, wie Waidi, die nicht über genügend Vitamin B verfügen, als Hilfsarbeiter hängen.
Zusammen fahren wir im Grand Taxi nach Tétouan, wo wir gleich in die verwinkelte Altstadt spazieren. Es ist Freitag und das wichtigste Gebet der Woche steht an. Aus allen Winkeln der Medina erscheinen die Männer, um in die nächstgelegene Moschee zu eilen. Die Gassen werden leer und man hört überall das leise Summen der betenden Männer.
Bereits nach kurzer Zeit werden wir von einem weniger sympathischen Mann begleitet, der uns zu einem Arganöl Händler führt und sich als Guide aufspielt. Wir sind erleichtert, als ein im Laden anwesender Verkäufer, den zunehmend agressiver werdenden Begleiter, einigermassen elegant los wird. Die Erleichterung dauert allerdings nur gerade so lange, bis wir merken, dass dieser an seine Stelle getreten ist.
Wir brauchen einige Zeit um zu realisieren, dass auch Waidi mit der Situation völlig überfordert ist und Ralph in einem guten Moment zuflüstern kann, dass die Männer glauben, er nehme ihnen ein gutes Geschäft weg. Dass er uns als Freund begleitet und kein Geld will, glaubt ihm hier keiner.
Wir lassen uns, damit die Situation nicht eskaliert, in ein Restaurant führen, wo wir überteuertes Cous Cous essen, was Waidi ungläubig zur Kenntnis nimmt und uns völlig erschüttert erklärt, dass ein Cous Cous nie im Leben so viel kostet. An dieser Stelle sind wir uns völlig im Klaren, dass der liebenswerte junge Mann vom "Touristen über den Tisch ziehen" weniger Ahnung hat, als wir selber. Dass Waidi mit uns unterwegs ist, spricht sich offenbar sehr schnell rum, kein Wunder in einer Stadt mit nur 400'000 Einwohnern........und schon wenige Minuten später erscheint ein weiterer Kollege, den wir wiederum, diesmal durch Ralph's bestimmte Intervention loswerden.
Wir nehmen es mit Humor und geniessen dann die letzte Stunde mit Waidi alleine und unbelästigt und erhalten einen guten Einblick in diese Stadt aus tausendundeiner Nacht.