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Mit dem Velo vom Hafenaufseher nach Mdiq
Etwas was ich mir gewünscht habe von dieser Reise ist, im Herzen und im Geiste offen zu sein für Neues und anderen Kulturen mit ihren Menschen neugierig zu begegnen. Hier an der Marrokanischen Mittelmeerküste, die für den Tourismus erst seit kurzem erschlossen wird, habe ich gemerkt, wieviele Vorurteile mit mir reisen.
Leider muss ich zugeben, dass die Vorfälle von fanatischen Minderheiten aus islamischen Ländern, bei mir Angst hinterlassen haben. Ich habe, so fiel mir auf, einen misstrauischen Blick entwickelt. Auch Vorstellungen von Menschen, die nichts anderes vorhaben, als Touristen über den Tisch zu ziehen, einem ständig hinterher rennen und für alles Geld haben wollen, waren mir nicht mehr fremd.
Ich bin froh, dass wir hier sind, denn was wir hier erleben, hat mit meinen Fantasien nichts, rein gar nichts zu tun. Die Menschen hier sind der Art hilfsbereit und freundlich, dass wir täglich aufs Neue davon überwältigt sind.
Die Frage im Hafenbüro nach einem Velo für mich, sorgte für Erheiterung und nach wenigen Minuten erschien ein Aufseher und lieh mir seines. Auf unbestimmte Zeit. Auf die Frage, was es kostet, war er eher irritiert. Ich soll es haben, so lange wie ich es brauche und wenn ich ihm dafür etwas geben wolle seis recht, aber nicht nötig.
So zogen wir los, mit den Fahrrädern Richtung Mdiq, einem kleinen Städtchen etwa 6 Km von Smir entfernt. Vorbei an weissen Häusern mit hellblauen Dächern, grasendem Dromedar und vorallem hupenden Autos. Viele Hände mit "Daumen hoch Grüssen" begegnen uns. Velofahrende Frauen gibt es hier nicht und irgendwie scheint dies gut anzukommen.
An einem steilen Bord mussten wir die Fahrräder tragen. Es ertönte ein schriller Pfiff und ein Bauarbeiter kam auf uns zu. Bestimmt dürfen wir hier nicht durch, dachte ich. Nein, es war anders. Er trug mir mein Fahrrad den Hang hinunter und half mir über die Abschrankung.
In Mdiq liessen wir die Fahrräder, inzwischen im Vertrauen angekommen, abgeschlossen am Wegrand und spazierten durch das lebendige Städchen, in dem gerade Markt war. Wir assen Kichererbseneintopf und Schaffleisch. Gerichte die der Besitzer uns von einem anderen Restaurant organisierte, als wir ihm berichteten, dass wir gerne echtes marokkansiches Essen hätten.
Am späten Nachmittag gings heiter zurück nach Smir, wo Lille Venn gut bewacht auf uns wartete. Heute ist für mich Haushalt und für Ralph Kabel einziehen für den Batteriemonitor angesagt, denn schon morgen wollen wir nach Ceuta reisen, in die spanische Enklave an der marokkanischen Küste. Und am Freitag hat und der Sicherheitsmann der Marina angeboten, uns als Touristenführer in die grössere Stadt Tétouan zu begleiten.
Die gute Beziehung zu all den helfenden Händen hier im Hafen von Smir ist vorallem Ralph zu verdanken, denn er hat keinerlei Berührungsängste oder Vorurteile. Was andere sagen ist ihm schnurz, er spricht mit jedem und probiert alles aus. Ich werde es ihm in Zukunft nachmachen.