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Lille Venn schwimmt wieder! Und das schon seit nunmehr 10 Tagen. Es war ein herrlicher Moment als uns der Werft Chef mit seinem Kran wieder zu Wasser liess. Aufreibende Wochen gehen zu Ende. Strich drunter! Wir mieten ein Auto und kurven über die Insel. Auf Tahiti iti (Klein Tahiti) werden die Surfwettbewerbe der Olympischen Spiele ausgetragen. Ein bisschen Olympia Luft schnuppern ist ein guter Start in die neue Runde und ausserdem eine willkommene Ablenkung. Denn eigentlich ist Putzen angesagt. Unsere Lille Venn ist der Art dreckig, wie wir sie noch nie gesehen haben. Auf dem Nachbarplatz in der Werft stand ein grosser Fischkutter, welcher einen neuen Anstrich erhielt. Dafür muss er zuerst abgeschliffen werden. Die Windrichtung stimmte perfekt und so findet sich in jeder Ritze auf unserem Schiffli Fischkutterstaub. Schwarz nicht golden. Während Ralph mit dem Hochdruckreiniger die dunkle Sosse von der Lille Venn schwemmt, nehme ich mir die Innenräume vor. Nach 2 Tagen und 5 Folgen Podcast „Alles Klar Amerika“ (sehr hörenswert) ist unser Zuhause wieder so, wie wir es gerne haben. Und jetzt aber endgültig. Strich drunter!
Am Abend treffen wir unseren Seglerfreund Tugdual. Wir haben den Neukaledonier in Panama kennengelernt und er ist erst seit wenigen Tagen von einem Heimaturlaub zurück auf sein Schiff nach Tahiti geflogen. Tief getroffen erzählt er uns von seinen letzten Wochen auf der von schwersten Unruhen erschütterten südpazifischen Insel.
Neukaledonien hat 300’000 EinwohnerInnen und liegt 1500 Kilometer östlich von Australien. Die Insel war von 1853 bis 1946 eine französische Kolonie. Heute ist es ein Überseegebiet mit besonderem Status, gehört aber nicht zur EU. Eine Verfassungsreform, die neu hinzugezogenen BewohnerInnen das Wahlrecht einräumen soll, löste bürgerkriegsähnliche Proteste aus. Bisher dürfen nur jene wählen, die seit 1998 im Wahlregister stehen, und deren Kinder. Neu sollen alle wählen dürfen, die seit zehn Jahren dort leben, was etwa 50.000 Menschen betrifft. Die Kanaken, die etwa 40 Prozent der Bevölkerung ausmachen, befürchten dadurch einen Verlust an Einfluss. Vor allem Jugendliche Unabhängikeitsbefürworter bewogen diese Umstände zu einem gewalttätigen Aufstand. Nachdem Präsident Macron die Gesetzesänderung verschiebt, beruhigt sich die Lage. Die Schäden an der Infrastruktur sind gemäss Erzählungen von Tucdual immens, von den vielen traumatisierten Menschen gar nicht zu sprechen. Wir fahren ziemlich bedrückt zurück zur Lille Venn.
Als nächstes steht ein Grosseinkauf auf dem Programm, denn wir wollen schon in 3 Tagen zur nahegelegenen Insel Moorea segeln. Die Vorfreude ist gross, weil dies die Zeit der jährlichen Buckelwal Wanderung ist. Die faszinierenden Tiere ziehen aus den kalten antarktischen Gewässern in tropische Regionen, um sich dort zu paaren und ihre Kälber zur Welt zu bringen. Die warmen und geschützten Lagunen um Moorea bieten eine ideale Umgebung für die Geburt und Aufzucht der Jungtiere, bevor die Wale später im Jahr wieder in die kälteren Gewässer zurückkehren.
Der nahe am Hafen gelegene Supermarkt erlaubt den Seglern ihre vollbepackten Einkaufswagen bis zum Steg zu schieben. Ralph vollbringt diese sportliche Herausforderung in einer Art „Migroswägelitanz“, entlang der Autobahn, während ich mich halb tot lache.
Wir haben viele feine Sachen eingekauft, denn am morgen erreichte uns die freudige Nachricht, dass unsere Freunde Wiebke und Ralf von der Flora im Anmarsch sind. Ralf hat sich leider am Bein verletzt und anstatt mit Ralph zusammen seine Wingfoilkarriere zu starten, fliegen die Floras nun einige Wochen nach Deutschland. Das schöne daran ist, dass wir deshalb alle die Zyklonsaison auf französisch Polynesien verbringen und uns bestimmt wiedersehen. Das muss gefeiert werden! Apropos feiern. Wiebke und Ralf stehen kurz darauf mit einer SEHR feinen Flasche Champagner an Bord und wir fühlen uns wirklich geehrt, dass wir mit ihnen auf ihren 25. Hochzeitstag anstossen durften. Wir verbringen wie immer einen wunderschönen Abend!
Am nächsten Morgen sind wir bereit zur Abfahrt. Anker auf! Oder nicht? Die Ankerwinsch macht keinen Mucks. Tot! Ralph testet alle Sicherungen, Solenoid und die Stromversorgung für den Kettenzähler. Nada. Uns wird mulmig. An der Ankerwinsch gibt es einige Teile die nicht so leicht zu ersetzten wären. Ohne Ankerwinsch kein Weiterkommen. Wir informieren unsere Nachbarn, weshalb wir nicht losfahren und 3 Minuten später stehen Ralf und Jeroen auf der Lille Venn. Drei denken besser als einer. Nach zwei Stunden Fehleranalyse ist die Ursache gefunden. Eine Beschädigung der Isolation führte zur Korrosion eines Kabels an der Stromversorgung. Zwei weitere Stunden später ist das Kabel ersetzt und die Abfahrt auf den nächsten Tag verschoben. Kein Beinbruch.
Gemeinsame Fehleranalyse.
Tags drauf ist es windstill und wir motoren 4 Stunden nach Moorea, sehen Delphine und Buckelwale und sind einfach nur glücklich endlich wieder unterwegs zu sein.
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Kommentar von Mücke |
Na endlich - auf ein Neues .
Weiterhin Mast- und Schotbruch :)